Möllenhagen / Ankershagen
Gemeindefahrt nach Möllenhagen
41 Jahre Partnerschaft … und immer noch lebendig!
Zu Zeiten der deutschen Teilung und des Eisernen Vorhangs wurde der Versuch unternommen, Kirchen-gemeinden in Deutschland (West) und Deutschland (Ost) miteinander zu vernetzen. In der Regel entschied man über solche Verbindungen „am grünen Tisch“ und in der vagen Hoffnung, dass daraus die eine oder andere „Fernbeziehung“ entstehen würde, die ja nur unter erschwerten Bedingungen mit Leben gefüllt werden konnte. Gemeinden aus unserer bayerischen Landeskirche hatte man damals solchen aus Mecklenburg zugeordnet. Trotz der Entfernung war das historisch gar nicht so abwegig; gab es doch zwischen den beiden Gebieten durch die gemeinsame lutherische Tradition so manche Verbindungslinie. Von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren angehende Pfarrer der bayerischen Landeskirche in ihrem Studium gern auf der Linie Erlangen-Leipzig-Rostock unterwegs gewesen und hatten an diesen drei Fakultäten Theologie studiert.
Für Schönbrunn war das Los auf die Kirchgemeinde Ankershagen (mit Möllenhagen) gefallen, und 1983, vor 41 Jahren, wurde dieser Kontakt zum ersten Mal aktiviert. In der langen Zeit seitdem ist daraus – auch über Generationen hinweg – eine Verbindung gewachsen, von der beide Seiten profitiert haben. Ein unsichtbares geistiges und geistliches Band verbindet uns mit unserer Partnergemeinde in der Müritzregion. Über alle Umbrüche hinweg – ob das das Ende der deutschen Teilung und die Wiedervereinigung 1989/90 war oder die Eingliederung der mecklenburgischen Landeskirche und ihrer Gemeinden in die neu geschaffene „Nordkirche“ 2012 – wurde diese Verbindung immer wieder mit Leben gefüllt. Gegenseitige Besuche hin und her waren genauso selbstverständlich wie Kontakte über Telefon, Briefe und Mails oder (als besondere Highlights) gemeinsame Wochenendreisen, bei denen (von Wittenberg 2002 bis zuletzt Erfurt und Neudietendorf 2018) man miteinander lohnende Ziele erkundete. Im Austausch durften wir Anteil nehmen am Leben einer Gemeinde in der „säkular-atheistischen“ Diaspora – in einer Region, in der im Landesdurchschnitt kaum mehr als 15 % der Menschen noch einer christlichen Kirche angehören.
Nachdem der Plan für eine Gruppenreise nach Mecklenburg im Frühsommer 2020 infolge der Corona-Pandemie storniert werden musste, lag die Partnerschaft leider ein wenig „auf Eis“. Aber nun gibt es hoffnungsvolle Signale, dass es uns gelungen ist, an die alte Vertrautheit anzuknüpfen. Hier ein Bericht von Karin Lucas von einem Besuch in diesem Sommer:
„Endlich haben wir es wieder einmal geschafft, unsere Partnergemeinde in Möllenhagen-Ankershagen zu besuchen. Am Samstag, dem 15. Juni, machte sich eine kleine Delegation von vier Personen aus unserer Gemeinde auf den Weg nach Mecklenburg. Vor sieben Jahren waren Pfarrer Browa und ich zur Verabschiedung von Pfarrerin Angelika Finkenstein in den Ruhestand das letzte Mal bei unserer Partnergemeinde gewesen. Verschiedene Planungen wurden durchkreuzt, zuletzt durch Corona.
Mitglieder des Kirchenvorstandes Möllenhagen-Ankershagen hatten schon ein umfangreiches Programm für unseren Besuch zusammengestellt. Am Samstag-nachmittag wurden wir freudig und ganz herzlich begrüßt. Nachdem wir in unserer Gegend eine besondere Beziehung zu Königin Luise haben (sie ist die Namensgeberin unserer Luisen-burg), entführte uns Petra Ludewig zunächst zum Schloß Hohenzieritz, dem Sterbeort von Königin Luise. Weiter ging es in die alte Residenzstadt Neustrelitz, wo Luises Vater und Bruder viele Jahre als Großherzöge regierten, mit einem herrlich angelegten Schloßgarten und einer Luisen-Gedächtnishalle. In der neu restaurierten Orangerie tranken wir Kaffee. Zum Abendessen trafen wir uns mit einigen Gemeindegliedern in Neustrelitz, die uns über das Gemeindeleben informierten.
Am Sonntag besuchten wir den Gottesdienst in Möllenhagen. Pastor Vogel betreut derzeit in seinem Ruhestand die Kirchengemeinde mit einer Viertelstelle. Anschließend zeigte uns eine Lehrerin und Mutter die evangelische Johannesschule. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird die Schule jetzt gut angenommen und soll sogar erweitert werden. Zur Zeit werden in dieser evangelischen Grundschule gut 40 Kinder unterrichtet.
Um 16 Uhr durften wir in der Kirche in Ankers-hagen ein Benefizkonzert genießen. Ensembles der Musikschulen Waren und Neubrandenburg spielten u. a. Werke von Johann Sebastian Bach und Mendelssohn Bartholdy. Der Förderverein freute sich über eine voll besetzte Kirche – tragen doch diese Benefiz-konzerte auf Spenden-basis mit zum Erhalt der uralten Kirche bei.
Abends waren wir und einige Gemeindemitglieder im Haus der Familie Beckmann eingeladen. Bei sehr unterhaltsamen Gesprächen bekamen wir einen Einblick in die aktuelle Situation in der Gemeinde.
Nach zwei ereignisreichen Tagen verabschiedeten wir uns – natürlich mit einer Einladung zu einem Gegenbesuch. Auf dem Heimweg machten wir noch einige Stunden Station in Wittenberg auf den Spuren der Reformation – in Schlosskirche, Stadtkirche und Melanchthonhaus.“